Nach dreissig Jahren wieder in Zetel

 

Sehr lang ist es nun her das ich in Friesland Halt gemacht habe.
Das eine oder andere Mal war ich in Papenburg, in Leer und auch mal an der Küste.
Oft mit Elke, mal als Tour mit der Fuffi und selten mit dem Bike oben.
Doch in Zetel war ich nun seit drei Jahrzehnten nicht mehr.

Seit meinem letzten und dem heutigen Besuch ist natürlich sehr viel passiert.
Kinder und Enkelkinder wurden geboren, wuchsen auf und entwickelten sich zu eigenständigen Menschenkinder.

Nun besuchte ich mal wieder meine dritttälteste Freundin.
Auf den Besuch der ältesten in Kaarst verzichtete ich, nachdem sich herausstellte das sie zur Vollalkoholikerin wurde. Entsprechende Ansichten vertritt und rundherum in ihrer rechten Alkblase lebt.
Nicht mein Ding. Will ich nichts mit zu tun habe.

Die andere lebt in Berlin.
Die besuchte ich dann mal in Stammen. Eine Fahrt die ich damals mit ihr in der Bahn unternahm. Im Winter mit Schnee. Schön war es, allerdings kam es auch damals nur zu dieser einen Fahrt.
Vor vier Jahren, das Silberherz war gerade mal frisch eingefahren fuhr ich dann für eine Woche mit Zelt dorthin.
Für mich war es eine schöne Zeit. Für sie offensichtlich nicht.
Eine Wiederholung fand nicht statt und als ich meinen FB-Account löschte gab es nur noch ein „Tschüss“ was wohl alles ausdrückte.
Schade, aber so ist das halt. Mit dem Erlebten kommen auch Veränderungen und neue Prioritäten.
Ich versuche natürlich auch mein eigenes Leben zu leben und somit passt das alles.

Zurück ins Hier und Jetzt.
Der Empfang war so herzlich wie erhofft und der Aufenthalt war nicht anders als damals.
Ich war etwas gehemmt, denn mit dem Besuch entledigte ich mich auch einer finanziellen Schuld die ich bis dato nicht erfüllte, für die ich aber jahrzehntelang gelitten hatte. Doch „vorher“ war es vollkommen aussichtslos.
Erst mit Eintritt in die Rente änderte sich mein Leben zum positiven. Auf niedrigstem finanziellen Lebensniveau und dennoch damit auf mehr als ich jemals zur Verfügung hatte. Verständlich kann man das kaum jemanden machen. Ist auch nicht mein Anspruch.

Wie üblich ist tagtäglich Haus-Der-Offenen-Tür. Dorf halt.
Zumindest damals.
Natürlich hat sich auch Zetel entwickelt und erweitert.
Die Fahrt durch „die Stadt“ brachte keinerlei Erinnerungen zurück.
Selbst die Strasse zum Haus war für mich nun unbekanntes Gebiet.
Ich erkannte lediglich zwei Dinge wieder. Der Rest war teilweise zwar auch schon da aber durch Fassadenänderungen, neue Häuser und Strassenveränderungen war alles irgendwie anders und hatte keinerlei Wiedererkennungsmerkmale.
Doch soll es ja genau so sein, denn nichts ist schlimmer als Stillstand.

Natürlich nahmen mich auch andere in Augenschein. „Wer ist der Unbekannte den sie so herzlich empfängt?“
Man rätselte, gab sich aber damit zufrieden das ich wohl „nett“ bin.
Ein darauf passendes Lieblingszitat:

„Erst rufen alle Uuuh und Aaah, und dann laufen sie weg und schreien Zeter und Mordio.“

Jurassic Park 3

Was nicht daran liegt das ich bin wie ich bin, sondern daran das die Erwartungshaltung nicht erfüllt wird.
Es ist das Problem der Anderen und interessiert mich nicht.

Meine Besuchs-Freundin war und ist offenherzig und ein Freigeist.
Sicherlich haben ihre Lebensumstände dazu einiges beigetragen, doch für die eigene Entwicklung ist man zum Grossteil auch selbst verantwortlich und dazu ist ein freier Geist und Lebenswille notwendig. Egal welche Lebensform man für sich wählt.
Sicherlich ist dies auch einer der wichtigen Aspekte die uns verbindet.

Wie kann es anders sein als das man nach sovielen Jahren so viel zu erzählen hat das die Nacht zum Tage wird. So auch bei uns.
Halb vier am Morgen und eine Flasche Wein später ging es dann ins Kissen.

Man hatte mir die Couch hergerichtet und ich schlief bis halb zehn wie ein Stein.
Gut das ich mich am Abend noch darum gekümmert hatte wie die Kaffeekiste zu bedienen ist. Ich war der erste und genoss selbigen dann draussen auf der Terrasse mit ein paar Kippchen und ein paar der vier Katzis.
Wunderbar.


Am Himmel war ein Mix aus Wolken und Sonnenschein.
Letzteres hatte mächtig Kraft sodass ich mir im Laufe des Tages einen Sonnenbrand im Gesicht einfing.
Der Tag wurde dann wie von mir erwartet.
Die obige Mieterin kam als erste mit einem Moin an mir vorbei um ihre Meerschweinchen zu füttern.
Danach erschienen dann alle nach und nach. Drei Aussenlampen wurden angeschraubt, weitere erschienen mit Berlinern und Gebäck, ein Bikerpaar tauchte auf … es war gut was los.
Wie gehabt.

Ich hatte mich bereits am Morgen dazu entschlossen das ich heute wieder abfahren wollte.
Nicht weil es mir nicht gefiel sondern weil ich hoffte doch noch einen Umweg an die Küste zu fahren.
Naja. Das wurde nichts mehr. Bis alle wieder auf dem Weg waren und ich losfuhr war es schon zu spät. Ich will möglichst nicht mehr Abends fahren. Da sehe ich nichts und ausserdem werde ich von nun an sowieso öfter oben sein.
Vielleicht werde ich sogar dort hin ziehen. Mal schauen. Alles zu seiner Zeit.

Sehr enttäuschend war allerdings das mein Schwesterherz sich mal wieder extrem zurück zieht. Sie ist nun schon zu lange in ihrer Blase gefangen und somit war der geplante Doppelbesuch ein Einzelbesuch, der beinahe dank des miesen Wetters bis dato auch meinerseits ins Wasser gefallen wäre und man schon Zweifel hegte ob ich wirklich erscheine.
Es gibt halt solche, jene und auch mal andere Zeiten.

Das zeigte sich sehr deutlich mit meiner bayrischen Bekanntschaft, die ich nun nicht mehr in Bayern aufsuchen werde.
Bedauerlich aber so ist das halt.

Im Hintergrund sind immer meine Freunde in Melle und Hamburg.
Zwei komplexe Wesen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Ich mag die Vielfalt und freue mich das ich beide zu meinen Freunden zählen darf.

Hatte ich schon getippert das ich mein Werkzeug nun aus der Bude raus habe und in Melle schrauben darf/kann?
Wunderbar. Das erleichtert mir hier einiges und die Vermieter können mich am Arsch lecken mit ihrer „Ich vermiete die Garage nicht an Dich“ – Haltung.
Sehr zum Schaden vom Silberherz, aber was solls. Ewig wird sie mich eh nicht begleiten und vielleicht kaufe ich dann die nächste nach dem Umzug.

Mein Bauchgefühl mit meiner Exnachbarin hat mich auch nicht getäuscht.
Die neue Nachbarin ist noch nicht in Sicht. Heute ist der erste und nichts passiert. Nunja, es ist der erste Mai. Also Feiertag, aber wenn man umzieht … wie auch immer. Verwunderlich ist jedenfalls das noch kein Namensschild angebracht wurde. Es wird sich zeigen was noch passiert und beschleunigt oder verlangsamt halt meinen Auszug.
Alternativen stehen mir genügend zur Verfügung. Jeder der mich kennt will mich bei sich haben und meinen Wert als Mieter kenne ich ebenfalls.
Selbst Schuld.

Gegen 18Uhr ging es jedenfalls heim und um 21 Uhr gab es dann leckere Bratkartoffeln mit Ei.


Nun geniesse ich den Tag. Gehe vielleicht mit der Fotokiste mal zum Dümmer und bereite meinen Papierkram vor.

Habt es fein.

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